Cyberangriffe: 70% aller deutschen Unternehmen sind betroffen

Noch immer wird die Gefahr von Hackerangriffen unterschätzt. Dabei ist das Cyber-Risiko für Unternehmen dramatisch gestiegen.

 

Mein Unternehmen trifft doch keine Cyberattacke. Es ist viel zu klein, uninteressant oder vermeintlich gut geschützt, um Opfer eines Hacker-Angriffs zu werden. So oder so ähnlich beruhigen zahlreiche Unternehmer in Deutschland das eigene Gewissen. Dass dieser Irrglaube schnell existenzbedrohend werden kann, unterschätzen die meisten jedoch. 

Greifen Sie doch einfach mal in einen gut gefüllten Lostopf. Der Gewinn ist „kein Cyberangriff“ und die Niete bedeutet, dass ein Hacker ihr Unternehmen attackiert. Jetzt kommt die Crux: Zwei von drei Losen sind Nieten. Viel Glück.

Zwei von drei Unternehmen wurden 2018 gehackt

Leider ist dieses Gedankenspiel keine angsteinflößende Dystopie, sondern die Realität. Laut dem Branchenverband Bitkom waren 2018 rund 70 Prozent der deutschen Unternehmen nachweislich von Cyberangriffe betroffen. Wobei die Dunkelziffer sogar noch größer sein dürfte. Schließlich geht mit Spionage, Datendiebstahl und Sabotage auch ein enormer Reputationsverlust für die eigene Firma einher. Und diesen wollen nur die wenigsten Unternehmer öffentlich machen.

Um auf die steigende Zahl an Cyberangriffen und die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen, hat die Deutsche Telekom sogenannte Honeypots ausgelegt. Diese „Honigtöpfe“ sind Computersysteme oder Netzwerkkomponenten, die gezielt Angreifer anlocken sollen, um deren Angriffsmethoden zu studieren. Die Auswertung der 3.000 Honeypots ergab, dass allein im April bis zu 46 Millionen Hackerattacken registriert wurden – pro Tag! Im Durchschnitt waren es 31 Millionen Cyberattacken täglich. Vergleicht man diese Zahlen mit dem April 2017 – damals gab es im Mittel vier Millionen Cyberattacken – bedeutet das fast eine Verachtfachung der Attacken.

Gefahr durch Cyberattacken steigt an

Laut der Telekom zielten dabei 51 Prozent der Angriffe auf die Netzsicherheit der Unternehmen. Besonders beliebt waren offenbar die Schnittstellen für die Fernwartung der Rechner. Bei rund einem Viertel der Hackerattacken ging es um die Kontrollübernahme eines fremden Computers.

Dass die Bedrohung auch weiterhin rasant steigen wird, macht die Deutsche Telekom an der zunehmenden Zahl an internetfähigen Geräten fest. Für 2020 prognostiziert das Telekommunikationsunternehmen 50 Milliarden solcher Geräte.

Deutschland ist Schlusslicht bei IT-Sicherheit

Trotz eines jährlichen Schadens für die deutsche Wirtschaft, den das Beratungsunternehmen Deloitte auf 50 Milliarden Euro beziffert, wird das Thema Cybersicherheit eher stiefmütterlich behandelt. Eine aktuelle Studie von VM-Ware zeigt, dass lediglich 25 Prozent der Führungskräfte in Europa von der Cybersicherheit ich ihren Unternehmen überzeugt sind. Wobei Deutschland ein besonders schlechtes Zeugnis ausgestellt wird: Bei den Investitionen in die IT-Sicherheit ist Deutschland das Schlusslicht der Studie. Nur jedes dritte deutsche Unternehmen hat bspw. neue Sicherheitstools im Jahr 2018 erworben, obwohl es im Schnitt 250 neue Hacker-Tricks pro Monat gibt.